Dieser stellt den ersten Band aus einer Trilogie rund um die Hauptfigur Ria Nachtmann zur Zeit des DDR-Regimes dar, beginnend beim Mauerbau 1961 bis hin zur Wiedervereinigung Deutschlands. In ihren Grußworten erinnerte Karin Gerhard an ein weitaus freudigeres Jubiläum als den 60. Jahrtag des Mauerbaus, nämlich das 75-jährige Bestehen der Bücherei Retzstadt, welche ihren Anfang mit einem Bücherschrank in der Hauptstraße nahm. Zum Jubiläum gratulierte neben Bürgermeister Karl Gerhard auch Almut Koschel, Leiterin der Büchereifachstelle, mit einem Mediengutschein als Dankeschön für das Engagement und den kreativen Einsatz des Büchereiteams.
Im Laufe des sehr kurzweiligen Abends stellte Titus Müller die Hauptfiguren aus seinem Roman vor: Ria Nachtmann - Agentin des BND als Sekretärin im DDR-Ministerium für Außenhandel – und Sorokin – Agent des KGB und Rias Gegenspieler. So konnten die Zuhörer durch das Vorlesen des Autors aus Passagen des Buches erste Eindrücke zu den Figuren sowie zur Stimmung in der DDR und BRD kurz vor dem Mauerbau sammeln. Bei der Auswahl der Textpassagen war für jeden Geschmack etwas dabei, in den Worten des Autors sowohl für „Herzkino- als auch für Tatort-Schauer“. So zum Beispiel bei der anschaulichen Beschreibung des KGB-Killers Sorokin in Action oder einer Szene, in der Ria im Rahmen einer Pressekonferenz einen westdeutschen Journalisten kennen und lieben lernt. Die Lesung aus dem Roman und die Erzählungen zu den Figuren untermalte Titus Müller mit spannenden Informationen zur Recherche zum Roman, wie etwa seinem Besuch bei einem Sammler von Spionagegeräten oder den Telefonaten mit BND-Mitarbeitern. Zudem ließ der Autor im Verlauf des Abends immer wieder wahre Begebenheiten einfließen, auf die die Figuren und deren Erlebnisse im Roman basieren. So erzählte Titus Müller unter anderem von dem Fakt, dass junge Frauen in der DDR, vor allem Sekretärinnen, oftmals zu den BND-Agentinnen gehörten, und vom umgedrehten BND-Agenten in Moskau, der dafür sorgte, dass bis zum Morgen des 13. August 1961 in der BRD allem Anschein nach niemand etwas vom Mauerbau in Berlin wusste. Durch diese gut recherchierten Fakten und die eigenen Erfahrungen des Autors, der als Sohn eines Pastors in der DDR aufwuchs und für den in seinen Worten „Westberlin wie ein ferner Planet war“, wurden die Erzählungen sehr real und die Geschichte für Jung und Alt greifbar.
Mit der Erinnerung daran, dass nun mit der kalten Jahreszeit die Lesezeit beginnt, beendete Titus Müller seine Lesung, welche dank der spannenden Einblicke in Recherche, Realität und Fiktion die Neugierde auf den Roman „Die fremde Spionin“ sowie folgende Bänder der Trilogie weckte. Karin Gerhard bedankte sich beim Autor mit „Retschter Währung“ – einem Bocksbeutel fränkischen Weins – und lud die Zuhörerinnen und Zuhörer zur anschließender Signierstunde und Austausch mit Titus Müller ein.